Jeder Pferdefreund kommt früher oder
später in die Situation, in welcher er oder sie mehrere Pferde auf
einmal führen muss. Zwei Pferde stellen in der Regel noch kein
Problem dar, aber was ist, wenn eine aus vier oder fünf Pferden
bestehende Gruppe die Weide wechseln oder zum Stall
zurückgebracht werden soll? Eine Gruppe von bis zu fünf Pferden zu
führen gelingt am Besten, wenn man den Vorgang wie eine
Dressurnummer im Zirkus begreift: Jedes Pferd muss genau wissen was
kommt und was von jedem einzelnen Tier erwartet wird. Und der Mensch
ist dabei der Dompteur. Es ist also kein Fehler, das Führen einer
Gruppe erst einmal auf dem Reitplatz zu üben. Vom Menschen wird
dabei natürlich ein Maximum an Konzentration eingefordert.
Als erstes müssen die Pferde in der
richtigen Reihenfolge sortiert werden, und zwar unter Beachtung der
Rangordnung. Sollte einem die Rangordnung in der Gruppe nicht bekannt
sein, dann sollte man diese zuerst in Erfahrung bringen, bevor
man zum nächsten Schritt übergeht. Bei Pferden die sich nicht
kennen sollte man vom gemeinsamen Führen besser absehen, da hier die
Rangordnung innerhalb der Gruppe zunächst geklärt werden muss.
Die Pferde bleiben grundsätzlich und
weitgehend in einer Reihe hinter dem Menschen. Die Führstricke
müssen natürlich lang genug sein. Der Mensch darf sich beim
Führen nicht von einem der Pferde überholen lassen. Die beiden
ranghöchsten Pferde werden links und rechts außen platziert.
Links und rechts innen gehen die beiden rangniedrigen, ein
eventuelles fünftes, rangniedriges Pferd läuft direkt hinter dem
Menschen. Mehr als fünf Pferde sollte ein einzelner Mensch nicht
führen, sondern in solch einem Fall lieber die Gruppe aufteilen oder
eventuell einige Pferde ungeführt mitlaufen lassen, wenn man sicher
sein kann, dass diese der Herde auch ohne Führstrick folgen
(öffentliche Wege kann man so natürlich nicht benutzen).
Das Aufstellen der Pferde stellt einen
heiklen Moment dar, in welchem es gelegentlich chaotisch werden kann.
Man kann das Aufstellen an einer Anbindestange durchführen, muss
dabei aber zwischen Pferden und Stange etwas Platz lassen, damit beim
Abmarsch genug Raum für das Drehmanöver bleibt. Denn man muss
darauf achten, dass die Pferde auf der inneren Seite der Kurve nicht
schneller laufen, als die auf der Außenseite. Und das gilt generell,
wenn man Kurven geht: Die Pferde auf der äußeren Seite
benötigen mehr Zeit für die Kurve, als die auf der
inneren Seite. Das ist nicht anders als beim Kurvenreiten in
Formation. Wichtig ist außerdem die Aufmerksamkeit der Pferde
einzufordern, notfalls indem man jedes Pferd einzeln
anspricht und den Pferdekopf mit der Hand zu einem hindreht, damit
das entsprechende Pferd den Menschen ansieht.
Während des Führens besteht eine
Schwierigkeit darin frühzeitig zu erkennen, ob eines der Pferde
vielleicht die Absicht hegt aus der Formation auszuscheren. Man
muss folglich alle Pferde im Auge behalten und einen Abweichler
frühzeitig erkennen, was vom Menschen sehr viel Achtsamkeit
verlangt. Versucht ein Pferd auszubrechen, dann muss man von diesem
Aufmerksamkeit einfordern, notfalls, indem man am Führstrick
rüttelt.
Geht alles gut, dann kann man sich die
allgemeine Führarbeit ein wenig erleichtern, indem man einen kleinen
Trick anwendet: Man lässt die fünf Pferde nicht direkt
nebeneinander gehen, sondern gestattet den beiden äußeren Pferden
etwa einen halben Meter nach vorne zu kommen, sodass diese fast neben
dem Menschen laufen (aber nicht überholen lassen!). Die inneren
Pferde werden dadurch automatisch ein wenig zurückbleiben (und das
fünfte Pferde geht ja sowieso hinter dem Menschen). Jetzt
braucht man eigentlich nur noch die beiden ranghohen, äußeren
Pferde im Auge zu behalten, denn die drei Inneren können nicht zur
Seite (da sind die beiden Ranghöchsten) und auch nicht nach vorne
(dort ist der Mensch). Ihnen bleibt im Grunde genommen keine andere
Wahl, als mit der Gruppe mitzugehen.
Hat man so den Zielort erreicht, könnte
es nun bei der Auflösung der Formation etwas chaotisch werden. Gibt
es eine Anbindemöglichkeit, dann sollte man diese auf jeden Fall
nutzen. Ansonsten bleibt nur zu hoffen, dass die Pferde einen Moment
ruhig stehen bleiben. Problematisch wird es, wenn jetzt irgendwelche
Türen geöffnet werden müssen. Ohne fremde Hilfe ist das kaum zu
bewerkstelligen.
Bei der ganzen Aktion gilt jedoch, dass
die Pferde umso disziplinierter sind, je öfter sie einen solchen
Vorgang erlebt haben - ganz wie im Zirkus. Der Mensch sollte sich
folglich durch anfängliche Schwierigkeiten nicht entmutigen lassen,
sondern im Chaosfall noch einmal auf dem Reitplatz üben.