Montag, 4. Dezember 2017

Pferdegruppen führen

Jeder Pferdefreund kommt früher oder später in die Situation, in welcher er oder sie mehrere Pferde auf einmal führen muss. Zwei Pferde stellen in der Regel noch kein Problem dar, aber was ist, wenn eine aus vier oder fünf Pferden be­stehende Gruppe die Weide wechseln oder zum Stall zurückgebracht werden soll? Eine Gruppe von bis zu fünf Pferden zu führen gelingt am Besten, wenn man den Vorgang wie eine Dressurnummer im Zirkus begreift: Jedes Pferd muss genau wissen was kommt und was von jedem einzelnen Tier erwartet wird. Und der Mensch ist dabei der Dompteur. Es ist also kein Fehler, das Führen einer Gruppe erst einmal auf dem Reitplatz zu üben. Vom Menschen wird dabei natür­lich ein Maximum an Konzentration eingefordert.
Als erstes müssen die Pferde in der richtigen Reihenfolge sortiert werden, und zwar unter Beachtung der Rangordnung. Sollte einem die Rangordnung in der Gruppe nicht bekannt sein, dann sollte man diese zuerst in Erfahrung bringen, be­vor man zum nächsten Schritt übergeht. Bei Pferden die sich nicht kennen sollte man vom gemeinsamen Führen besser absehen, da hier die Rangordnung innerhalb der Gruppe zunächst geklärt werden muss.
Die Pferde bleiben grundsätzlich und weitgehend in einer Reihe hinter dem Menschen. Die Führstricke müssen natür­lich lang genug sein. Der Mensch darf sich beim Führen nicht von einem der Pferde überholen lassen. Die beiden rang­höchsten Pferde werden links und rechts außen platziert. Links und rechts innen gehen die beiden rangniedrigen, ein eventuelles fünftes, rangniedriges Pferd läuft direkt hinter dem Menschen. Mehr als fünf Pferde sollte ein einzelner Mensch nicht führen, sondern in solch einem Fall lieber die Gruppe aufteilen oder eventuell einige Pferde ungeführt mitlaufen lassen, wenn man sicher sein kann, dass diese der Herde auch ohne Führstrick folgen (öffentliche Wege kann man so natürlich nicht benutzen).
Das Aufstellen der Pferde stellt einen heiklen Moment dar, in welchem es gelegentlich chaotisch werden kann. Man kann das Aufstellen an einer Anbindestange durchführen, muss dabei aber zwischen Pferden und Stange etwas Platz lassen, damit beim Abmarsch genug Raum für das Drehmanöver bleibt. Denn man muss darauf achten, dass die Pferde auf der inneren Seite der Kurve nicht schneller laufen, als die auf der Außenseite. Und das gilt generell, wenn man Kur­ven geht: Die Pferde auf der äußeren Seite be­nö­tigen mehr Zeit für die Kurve, als die auf der inneren Seite. Das ist nicht anders als beim Kurvenreiten in Formation. Wichtig ist außerdem die Aufmerksam­keit der Pferde ein­zu­fordern, notfalls indem man jedes Pferd einzeln anspricht und den Pferdekopf mit der Hand zu einem hindreht, damit das ent­sprechende Pferd den Menschen ansieht.
Während des Führens besteht eine Schwierigkeit darin frühzeitig zu erkennen, ob eines der Pferde vielleicht die Ab­sicht hegt aus der Formation auszuscheren. Man muss folglich alle Pferde im Auge behalten und einen Abweichler früh­zeitig erkennen, was vom Menschen sehr viel Achtsamkeit verlangt. Versucht ein Pferd auszubrechen, dann muss man von diesem Aufmerksamkeit einfordern, notfalls, indem man am Führstrick rüttelt.
Geht alles gut, dann kann man sich die allgemeine Führarbeit ein wenig erleichtern, indem man einen kleinen Trick anwendet: Man lässt die fünf Pferde nicht direkt nebeneinander gehen, sondern gestattet den beiden äußeren Pferden etwa einen halben Meter nach vorne zu kommen, sodass diese fast neben dem Menschen laufen (aber nicht überholen lassen!). Die inneren Pferde werden dadurch automatisch ein wenig zurückbleiben (und das fünfte Pferde geht ja so­wie­so hinter dem Menschen). Jetzt braucht man eigentlich nur noch die beiden ranghohen, äußeren Pferde im Auge zu behalten, denn die drei Inneren können nicht zur Seite (da sind die beiden Ranghöchsten) und auch nicht nach vorne (dort ist der Mensch). Ihnen bleibt im Grunde genommen keine andere Wahl, als mit der Gruppe mitzugehen.
Hat man so den Zielort erreicht, könnte es nun bei der Auflösung der Formation etwas chaotisch werden. Gibt es eine Anbindemöglichkeit, dann sollte man diese auf jeden Fall nutzen. Ansonsten bleibt nur zu hoffen, dass die Pferde einen Moment ruhig stehen bleiben. Problematisch wird es, wenn jetzt irgendwelche Türen geöffnet werden müssen. Ohne fremde Hilfe ist das kaum zu bewerkstelligen.
Bei der ganzen Aktion gilt jedoch, dass die Pferde umso disziplinierter sind, je öfter sie einen solchen Vorgang erlebt haben - ganz wie im Zirkus. Der Mensch sollte sich folglich durch anfängliche Schwierigkeiten nicht entmutigen lassen, sondern im Chaosfall noch einmal auf dem Reitplatz üben.

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